Freitag, 10. Juni 2016

Maestra - von L.S. Hilton

Maestra
von L.S. Hilton
 384 Seiten ·Broschur
EUR 14,99
ISBN-13: 978-3492060516

Eine Protagonistin, die fremd bleibt

Cover und Titel des Buches sind schon einmal vielversprechend. Das Cover strahlt im satten Rot mit einem erhabenen Riss in der Mitte. Auf alle Fälle auffällig und es verrät nicht zu viel vom Inhalt. Die Inhaltsangabe verspricht einen Thriller der in der Kunstwelt spielt mit einer zwiespältigen Protagonistin. Meine Neugier war geweckt.

Das Buch entwickelte sich dann doch ganz anders als erwartet. Judith liebt Kunst und glaubt mit dem Job in einem der renommiertesten Auktionshäuser Londons einen Traum zu leben. Der Traum hat sich schnell ausgeträumt, ihr Job ist langweilig und sie fühlt sich nicht ernst genommen.  Nebenbei arbeitet sie in einer Bar als Callgirl. Ihr Leben ändert sich dramatisch als sie einerseits einen Kunstbetrug im Auktionshaus entdeckt und daraufhin ihren Job verliert. Und Anderseits weil sie sich entschließt mit einem ihrer Kunden aus der Bar und einer Freundin nach Frankreich reist. In kürzester Zeit entwickelt sich Judith von der einfachen Angestellten zur Prostituierten und Mörderin.
Ich mag persönlich sehr gerne starke Frauen, die nicht in die Opferrolle gedrängt werden, sehr gerne. Deshalb war ich von der Idee dieser Protagonistin sehr begeistert. Leider schaffte ich es während des gesamten Romans keinen wirklichen Zugang zu Judiths Charakter zu gelangen. Sie und ihre Entscheidungen blieben mir fremd. Warum sie so kaltblütig handelt, was eigentlich ihr Ziel ist, blieb für mich im Dunkeln. Ihre Vergangenheit wird nur am Rande gestreift und gibt keine wirkliche Erklärung für ihr Verhalten. Sie zeigte selten Emotionen. Leider wurde die Geschichte des Kunstbetruges auch immer nebensächlicher. Die vielen Verflechtungen der Mafia mit An- und Verkauf von Kunst wurde angesprochen, aber hätte meiner Meinung noch tiefgründiger behandelt werden können. Auch die Erotik spielt eine Rolle im Roman. Die Sexszenen waren für mich aber überhaupt sinnlich, denn wie alles bei Judith sind sie Mittel zum Zweck. Dabei störte mich nicht, dass es mal härter zur Sache ging, sondern die völlige Gefühllosigkeit dabei. Ich kann dieses Buch also weder als guten Erotikroman noch als guten Thriller empfehlen.
 Was mir aber gefallen hat, war der Schreibstil. Es wird aus Judiths Perspektive erzählt, was es für mich noch erstaunlicher gemacht hat, das ich keinen Zugang zu ihrer Persönlichkeit bekam. Ihr Umfeld wird kurz und knapp beschrieben. Es gibt wenig Längen, auch der Spannungsbogen wird gut gehalten. Das Buch las sich sehr gut. Deswegen hat das Buch auch Potential für mich, denn die Idee und der Schreibstil sind sehr gut. Für mich ist es dennoch kaum zu erklären, warum dies ein internationaler Bestseller ist. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist, dass es immer noch so etwas wie ein Tabubruch ist, wenn es eine weibliche Mörderin gibt, die Sex als Werkzeug nutzt. Wie gesagt, die Idee des Romans gefällt mir sehr gut. Ich hätte mehr starke Frauen, die auch mal richtig böse im Roman sein dürfen, aber ich möchte ihre Beweggründe verstehen. Sie sollten ihre Emotionalität behalten und auch noch sinnlichen Sex haben dürfen.

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